Muster

Alle neuen Dessins sind zuerst in die Musterabteilung gekommen, erzählt Frau Hielscher. „Jedes Muster haben wir in Mustermappen gesammelt. Wir haben Streifen geschnitten, dann wurden Stücke daraus gestanzt und später in einer Mappe einzeln eingeheftet und gestempelt. Jedes Muster hatte seine eigene Nummer.“ Der Verbleib dieser Bücher ist Frau Hielscher nicht bekannt.

Mittlerweile weiß ich, wo die Stoffe hergestellt und bedruckt wurden, aber nicht wer die unzähligen Muster entworfen hat. Ich würde gern mehr über modische Vorgaben in der DDR erfahren. Was war gefragt, beliebt oder gefordert? Welche Anregungen für die Gestaltung hatten die Entwerfer? Gab es spezielle Muster in der DDR?
Über die Website der Stiftung Industrie- und Alltagskultur der DDR werden mir Audio/Videobeiträge unterschiedlicher Gestalter/innen angezeigt. Eine davon ist U. Klapper. Sie hat als Designerin am Modeinstiut der DDR gearbeitet und auch Kleiderentwürfe für das Musterbüro der Greika Greiz entwickelt. Ich versuche über die Stiftung einen Kontakt herzustellen und erhalte kurze Zeit später einen Anruf von Frau Klapper. Während Ihrer Zeit (1963-1972) als Fachgebietsleiterin für Stoffdruck am Modeinstitut der DDR war ihr das Accessoire Schirm leider nicht bekannt. Sie hätte sich daran erinnert, vermutlich war das später, sagt sie. Weitere Namen kann sie mir nicht nennen, viele wären älter und sind bereits verstorben. Sie selbst ist 1935 geboren und heute 85 Jahre.

Später finde ich auf Youtube einen Film von Andreas Schnögl „Schick nach Plan – die bunte Modewelt der DDR“ in dem H. Gabriel als Chefdesignerin am Modeinstitut vorgestellt wird.

Sehr geehrte Frau Németh,
vielen Dank für ihre e-mail. Ihre Initiative für Design -Regenschirme finde ich lobenswert – bleiben Sie weiter am Thema! Leider kann ich Ihnen in der Sache nicht weiterhelfen. Im Modeinstitut war ich bis 1980. Ich war Chefdesignerin für Trikotagen. Meine Nachfrage bei ehemaligen Designerinnen (leider keine Textildesignerinnen) ergab keine Hinweise. Einige Textildesignerinnen seien bereits verstorben. Vielleicht kann die Kunsthochschule Berlin-Weißensee FB Textil Ihnen weiterhelfen.

Herzliche Grüße
H. Gabriel

[email vom 06.03.2021]

In einer Folgemail nennt Sie mir noch das Märkische Museum in Berlin als mögliche Rechercheadresse, welches die Unterlagen des ehemaligen Modeinstituts der DDR archiviert.
Auch wenn meine Anfragen oft mit Umwege verbunden sind, die mich auf verschiedene Fährten führen, freue ich mich über Telefonate oder erhaltene Emails. Meine Arbeit besteht aus dem Recherchieren von Details, dem Aufdecken und dem Rekonstruieren derselben.
Erneut höre ich mir die Tonaufnahmen mit Herrn Hildmann und Herrn Dietz an. In einem Nebensatz erwähnt Herr Hildmann eine Person, die im Musterbüro tätig war und ich beschließe, ihn nochmal anzurufen. Ich erhalte am folgenden Tag einen Rückruf und er nennt mir den Namen einer Designerin. Es hat ihm keine Ruhe gelassen sagt er lächelnd und dass ich mit meiner Hartnäckigkeit sicher Glück habe werde. Unter dem genannten Namen finde ich eine Website und schreibe Frau Geyer eine Mail.