Kurz vor 14Uhr warten bereits einige Frauen mit aufgespannten Schirmen vor dem Vereinshaus in Adorf. Seit heute morgen regnet es, schrieb ich schon mal in einem Beitrag für die Website am 3.März 2020. Es war das erste Treffen mit Frauen, die in dem Betriebsteil Adorf des VEB Schirmfabrik Karl-Marx-Stadt gearbeitet haben. Damals erzählte ich der Runde, dass ich seit Dezember eine Art Tagebuch mit Aufzeichnungen und Gesprächsnotizen führe und diese in einem Blog mit dem Titel „Adorfer Frauen –Spurensicherung“ veröffentlichen werde. Mittlerweile gibt es dort über sechzig Einträge.
Heute ist es ein Wiedersehen.
Ich sitze meinen Gesprächspartnerinnen gegenüber und mir fällt bei jeder sofort eine lebendige Aussage ein: „Der wäre nicht durch die Endkontrolle gegangen“ oder „Und wenn dann mal ein neues Muster kam, dann zu Tausenden. Man konnte es dann bald nicht mehr sehen, jeden Tag das Gleiche“ oder „So viele Jahre nach Schließung der Schirmfabrik finden sich immer noch Teile in irgendeiner Schublade“ oder „Man konnte sich schon mal umdrehen und quatschen, aber es fehlte dann eben an der Leistung“ oder „Es war schon eine Leistung, was die Frauen vollbracht haben, das kann ich Ihnen sagen. Ich meine, vieles geht dann in Fleisch und Blut über, aber der Körper muss es ja auch mitmachen“
Der Anlass für das heutige Treffen ist, ihnen von meinem derzeitigen Vorhaben zu erzählen. Mit dem Leipziger Verlag Trottoir Noir arbeite ich an einem Buch. Ähnlich wie bei der Herstellung der Schirmbezüge, wo aus Stoffbahnen Dreiecke geschnitten und diese zu acht- oder zehnteiligen Schirmbezügen genäht werden, habe ich einzelne Aussagen aus Gesprächen zu unterschiedlichen Themen zusammengefügt. Ergänzt wird der literarische Teil mit zwei Fotoserien, die von einem Randbereich der Schirmproduktion erzählen. Auf der Seite Dank möchte ich gern meine Gesprächspartner/innen namentlich erwähnen und benötige dafür ihre Erlaubnis. Sie haben einen wesentlichen Teil zu den Texten beigetragen, in dem sie mir von ihrer Zeit in der Schirmfabrik erzählten. Wir verabreden, dass wir uns beim Vorstellen des Buches wieder sehen werden.